Die Autorin Francesca Melandri stellt ihr Buch Piedi freddi (Bompiani 2024), Kalte Füße (Verlag Klaus Wagenbach) im Gespräch mit dem Schriftsteller Thomas Brussig vor, aktueller Rompreisträger der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
Francesca Melandri verwebt menschliche Schicksale meisterhaft mit der großen Geschichte Europas. Andrej Kurkow
Was bedeutet Krieg? Und was, wenn man auf der falschen Seite kämpft? Francesca Melandri erzählt die Geschichte ihres eigenen Vaters – und bringt die Stille einer ganzen Generation zum Sprechen. Eine zutiefst persönliche Spurensuche: ein unerlässliches Buch zum Verständnis unserer Gegenwart.
Ein Militärlazarett in Venedig. Desinfektionsmittel, Fieberschweiß, der unerträgliche Gestank von Wundbrand. Der Sohn liegt im hintersten Bett, er schläft. Die Mutter hebt die Decke am unteren Ende an. Zwei Beine, zwei Füße. Eins, zwei, drei, sie zählt die Zehen – bis zum zehnten. Vorsichtig legt sie die Decke zurück: Endlich kann sie in Ohnmacht fallen.
Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der »Rückzug aus Russland« hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt – auch in der Familie von Francesca Melandri. Ihr Vater hat ihn überlebt.
Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Es ist vor allem die Ukraine, in der der Vater gewesen ist. Was hat er dort wirklich erlebt, warum war er überhaupt dort?
Francesca Melandris »Kalte Füße« ist ein berührendes Zwiegespräch mit einem geliebten Menschen: ein unerschrockenes Buch über das, was der Krieg gestern wie heute in Körpern und Köpfen anrichtet, über das Erzählen als Überlebenskunst – und unsere historische Verantwortung angesichts des Angriffs auf die Ukraine.
Der Abend findet in italienischer und deutscher Sprache statt.
Francesca Melandri © Francesca Mantovani / Gallimard
Francesca Melandri, 1964 in Rom geboren, ist eine der meistgeschätzten italienischen Schriftstellerinnen unserer Zeit. Sie hat sich in Italien als Autorin von Drehbüchern für Film und Fernsehen einen Namen gemacht. Mit ihrem ersten Roman Eva dorme wurde sie auch einem großen deutschsprachigen Leserkreis bekannt. Ihr zweiter Roman Über Meereshöhe (Più alto del mare) war in der Auswahl des Premio Campiello und wurde von der italienischen Kritik als Meisterwerk gefeiert. Ihr dritter Roman Alle außer mir (Sangue giusto) von 2017, der den Premio Sila ’49 gewann und in der Auswahl des Premio Strega war, wurde vom SPIEGEL zum internationalen Roman des Jahres gekürt und ist Gegenstand zahlreicher Nachdrucke. Francesca Melandri arbeitet mit dem „Guardian“ und anderen europäischen Zeitungen zusammen. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.
Thomas Brussig © privat
Thomas Brussig, 1964 in Berlin geboren, hatte 1995 seinen Durchbruch mit dem Roman Helden wie wir. Es folgten u.a. Am kürzeren Ende der Sonnenallee (1999), Wie es leuchtet (2004) und das Musical Hinterm Horizont (2011). Seine Werke wurden in 30 Sprachen übersetzt. Thomas Brussig ist der einzige lebende deutsche Schriftsteller, der sowohl mit seinem literarischen Werk als auch mit einem Kinofilm und einem Bühnenwerk ein Millionenpublikum erreichte. Zuletzt erschienen von ihm die Romane Das gibts in keinem Russenfilm (2015), Beste Absichten (2017), Die Verwandelten (2020), Mats Hummels auf Paarship (2023) und Meine Apokalypsen (2023).
Thomas Brussig erhielt einige Auszeichnungen und Preise. Er ist Rompreisträger der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo 2024/25, Mitglied verschiedener Jurys und Gründungsmitglied der Lübecker „Gruppe 05“. 2021 hatte er ein Stipendium der Casa di Goethe Rom. Im Sommersemester 2012 war er der Inhaber der Poetik-Dozentur der Universität Koblenz-Landau. Er war 2005 der Initiator der deutschen Fußballnationalmannschaft der Schriftsteller.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
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