Eine eindeutige Identifizierung dessen, was als „Entartete Musik“ bezeichnet wurde und Gegenstand der Angriffe der Nationalsozialisten war, ist schwer zu bestimmen. Die Angriffe der Nationalsozialisten richteten sich gegen jede Musik, die ihrer Meinung nach nicht zur ursprünglichen deutschen Musikkultur gehörte. Das repressive System, das sie gegenüber jüdischen Künstler*innen (und nicht nur) angewandt haben, brachte zwei Generationen von Komponist*innen zum Schweigen.
Doch wenn wir über den Kunstbegriff nachdenken, den das Reich vertrat, gibt es Berührungspunkte mit dem, was damals propagiert wurde. Beispielsweise die Musik von Kahn und Mahler, in klassischer Form und mit spätromantischem Einschlag, ist den Kompositionen von Brahms, Wagner oder Strauss weder im Charakter noch in der Harmonik unähnlich.
Das Unrecht, das diesen Komponist*innen widerfahren ist, kann man nicht ungeschehen machen, aber sie können auf die für ihre Kunst wichtigste Art und Weise gewürdigt werden: indem ihre Musik gespielt und weiter verbreitet wird. Indem diese am Leben erhalten wird, bleibt den Regimen der Vergangenheit ein posthumer Sieg verwehrt.
PROGRAMM
Gustav Mahler
Quartettsatz (1876)
Liliana Bernardi, Violine (Dozentin Conservatorio di Musica Santa Cecilia Roma)
Michela Marchiana, Viola (Studentin der Klasse M° Sanzò)
Marco Osbat, Violoncello (Student der Klasse M° Chiapperino)
Marina Cesarale, Klavier (Korrepetitorin am Conservatorio di Musica Santa Cecilia Rom)
Ilse Weber
Fünf Lieder für Singstimme und Klavier
Miriam Fußeder, Sopran (Studentin der Klasse M° Ferrara)
Marina Cesarale, Klavier (Korrepetitorin am Conservatorio di Musica Santa Cecilia Rom)
Robert Kahn
Jungbrunnen Op. 46 für Stimme, Violine, Violoncello und Klavier
Miriam Fußeder, Sopran (Studentin der Klasse M° Ferrara)
Liliana Bernardi, Violine (Dozentin Conservatorio di Musica Santa Cecilia Roma)
Luca Peverini, Violoncello (1. Violoncello des Orchestra del Teatro dell’Opera di Roma)
Marina Cesarale, Klavier (Korrepetitorin am Conservatorio di Musica Santa Cecilia Rom)
Obwohl es sich um ein Frühwerk Gustav Mahlers (1860 – 1911) handelt, das Ergebnis eines nur einjährigen Kompositionsstudiums, zeigt der Quartettsatz eine bemerkenswerte Meisterschaft in der Kompositionstechnik. Die Sonatenhauptsatzstruktur und der interessante Klaviersatz zeigen Mahlers Vertrautheit mit dem großen Klavierrepertoire, von Beethoven über Schubert, Chopin, Schumann und Brahms.
Ilse Weber (1903 – 1944) war ein Wunderkind. Sie komponierte Kinderlieder, Wiegenlieder und Gedichte, die ihr als Mädchen nach dem Tod ihres Vaters ein großer Trost waren. Sie wurde zunächst nach Theresienstadt und dann nach Auschwitz deportiert, wo sie starb. In Theresienstadt nutzte sie die Zeit, die ihr während der Nachtwache und nach der Arbeit zur Verfügung stand, um für sich und andere einen kleinen Raum zu schaffen, in dem sie während ihrer Haft etwa sechzig Gedichte schrieb, alle in deutscher Sprache. Viele davon vertonte sie, indem sie sich selbst auf der Gitarre begleitete und „täuschend einfache“ Melodien und Bilder benutzte, um die Schrecken, die sie und ihre Mitgefangenen erlebt hatten, zu beschreiben und die Musik trotz allem am Leben zu erhalten.
Jungbrunnen von Robert Kahn (1865-1951) enthält eine Reihe von Liedern aus der gleichnamigen Gedichtsammlung des deutschen Dichters Paul Heyse. Die Musik im spätromantischen Stil ist ein hervorragendes Beispiel für Kahns Meisterschaft in der Integration von Instrumenten und Stimme. Kahn lernte Brahms kennen, der ihn informell unterstützte, und obwohl sein Werk bis zu einem gewissen Grad dessen Einfluss zeigt, ist Kahn ein eklektischer und unabhängiger Komponist, dessen Musik ihre eigene Originalität besitzt. Robert Kahn, der in Berlin lehrte und Mitglied der Preußischen Akademie der Künste war, emigrierte 1939 nach England, weil das nationalsozialistische Regime die Veröffentlichung und Aufführung seiner Musik verboten hatte.
Bildnachweise: Gustav Mahler © CC0 (E. Bieber), Ilse Weber © CC0 (anonimo), Robert Kahn © CC0
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