Befreiung und Kreativität: Jüdische Künstler*innen und Philanthrop*innen in Rom von 1870 bis 1938

 

Im Rahmen der Ausstellung Max Liebermann. Ein Impressionist aus Berlin

Referentin: Laurie Kalb Cosmo (Leiden University Centre for the Arts in Society), in Zusammenarbeit mit KNIR (Koninklijk Nederlands Instituut Rome)

Moderation: Alice Cazzola

Die kurze Phase der jüdischen Emanzipation in Rom im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, die zwischen der Zerstörung des ehemaligen Ghettos im Jahr 1870 und der Einführung der Rassengesetze durch die Faschisten im Jahr 1938 lag, fiel mit einer Zeit künstlerischer Experimentierfreude in ganz Europa, einschließlich Italien, zusammen. In Rom beteiligten sich Juden mit Begeisterung an einer Reihe von neuen künstlerischen Bewegungen, kulturellen Praktiken, Philanthropie und dem Aufbau von Institutionen. Einige dieser Kulturschaffenden – Künstler, Wissenschaftler, Kunsthändler und Philanthropen – stammten aus Rom, andere aus verschiedenen Teilen Italiens oder aus dem Ausland. Einige ließen sich dauerhaft in Rom nieder, während andere auf der Durchreise waren, wie Max Liebermann. Anhand von Fallstudien über die Beteiligung jüdischer Künstler*innen an der Kunstwelt in Rom während der kurzen Zeit der Emanzipation im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert werden die enormen kulturellen Beiträge von Juden und Jüdinnen sowie die Frage untersucht, ob und wie Religion und religiöse Identität ihre Aktivitäten beeinflussten. Nationalistischer Eifer im Italien nach dem Risorgimento, kosmopolitische Zuneigung für das italienische künstlerische Erbe und eher persönliche Beweggründe für die Herstellung und Unterstützung von Kunst motivierten jüdische Künstler*innen und Philanthrop*innen. Sie widmeten dem Judentum in ihren Werken unterschiedlich viel Aufmerksamkeit, wobei diese Wahlfreiheit nur so lange bestand, bis ihr Status als Angehörige einer religiösen Minderheit in allen Fällen tragische Bedeutung erlangte.

 

Dr. Laurie Kalb Cosmo ist eine amerikanische Kunsthistorikerin und Kuratorin und Mitglied der kunsthistorischen Fakultät der Universität Leiden in den Niederlanden. Derzeit ist sie Museumsstipendiatin am Königlichen Niederländischen Institut in Rom (KNIR), Italien, wo sie zuvor Kunstgeschichte an der Temple University Rom unterrichtete und italienische Museen beriet. Laurie war als Kuratorin und Verwalterin an Museen in den Vereinigten Staaten tätig, darunter das Museum of Fine Arts in Boston, das Craft and Folk Art Museum in Los Angeles und das Peabody Essex Museum, sowie als Research Associate am Peabody Museum der Harvard University. Ihre Forschungsinteressen umfassen Museumsgeschichte und -theorie, Modernismus, Kunst und Politik in Europa, italienisch-jüdische Kunstgeschichte und dekorative und angewandte Kunst des 20. Sie erhielt ein Forschungsstipendium der niederländischen Regierung für ein Museumslabor, ein Fulbright-Stipendium in Malaysia und ein Dissertationsstipendium der Smithsonian Institution. Dr. Kalb war Beraterin für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und ist Autorin von Museumskatalogen und Buchartikeln. Sie ist Beiratsmitglied der Besa-Museumsstiftung in Tirana, Albanien, und war im Vorstand des ICOM International Committee on Museums of Ethnography (ICME) und der Beth Hillel Progressive Jewish Comm unity of Rome tätig. Sie erwarb ihren Doktortitel und ihren Master of Arts an der University of Pennsylvania und ihren Bachelor of Arts am Vassar College.

Mit freundlicher Unterstützung

Illustrationen:

Porträt von Eduard Arnhold (1849-1925), 1907-1919, von Max Liebermann (Eduard Arnhold war der Gründer der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.)

Der rechte Originalarm des Laokoon und seiner Söhne, entdeckt 1906 von dem Archäologen, Kunsthändler und Museumsdirektor Ludwig Pollak (1868-1943 Auschwitz)

Ritratto dei genitori (Virginia Mieli ed Ernesto Nathan)/Porträt der Eltern (Virginia Mieli und Ernesto Nathan), 1915, von Annie Nathan (1878 Rom -1946 Schweiz)

Adolescente/Jugendlicher, 1928, von Antonietta Raphaël (1898 Kovno, Litauen -1975 Rom)

La Corsa dei Barberi/Das Rennen der Barbaren, 1935, Wandmalerei, von Corrado Cagli (1910 Ancona – 1976 Rom)

Im Rahmen der Ausstellung Max Liebermann. Ein Impressionist aus Berlin

Referentin: Agnese Pergola, Museo Nazionale Romano
Moderation: Alice Cazzola, Kuratorin der Ausstellung Max Liebermann. Ein Impressionist aus Berlin

Anlässlich der Internationalen Kunstausstellung in Rom 1911 reiste Max Liebermann in die italienische Hauptstadt. Auf dieser Reise besuchte er die Villa der Livia bei Prima Porta, in der er das unterirdische Wandbild eines idyllischen Gartens bestückt mit unterschiedlichsten Pflanzen und Vögel bewunderte. Zurück in seinem Sommerhaus am Wannsee nahe Berlin machte er sich sofort an die Arbeit und schuf in der Loggia eine eigene Interpretation, die bis heute in Teilen erhalten ist.

Die Fresken aus der Villa der Livia werden im Römische Nationalmuseum, in den Räumlichkeiten des Palazzo Massimo alle Terme, aufbewahrt und geben Anlass zu einer Zusammenarbeit mit dem Museo Nazionale Romano. Im Gespräch mit der Kuratorin Alice Cazzola wird die Archäologin Agnese Pergola, Verantwortliche des Museums im Palazzo Massimo, die Entstehungsgeschichte der zweitausend Jahre alten Fresken und ihre Entdeckung 1863 bishin zur musealen Verlagerung nachzeichnen. In Antwort hierzu wird Alice Cazzola das Phänomen der Antikenrezeption im Werk Max Liebermanns kommentieren.

Bildnachweis: Der gemalte Garten aus der Villa der Livia, Detail Südwand, 40–20 vor Chr., Museo Nazionale Romano, Palazzo Massimo, Rom © Museo Nazionale Romano, photo: Simona Sansonetti

Im Rahmen der Ausstellung: Max Liebermann. Ein Impressionist aus Berlin

Entdeckungsreise der Farben des Impressionismus anhand der Werke des Malers Max Liebermann. Nach einem Rundgang durch die Ausstellung in den Museumsräumen führen wir einen kreativen Workshop durch, der von der Technik des Impressionismus und der Verwendung von Farben inspiriert ist. Wir empfehlen bequeme Kleidung, die für die Entstehung von… sehr bunten Werken geeignet ist!

Kreativ-Workshop für Kinder (5-10 Jahre)

15.00 in deutscher Sprache / 16.30 in italienischer Sprache

Eintritt: 2.00 € pro Kind, eine Begleitperson frei

Max Liebermann: Blumenstauden am Gärtnerhäuschen nach Nordwesten, 1926, Öl auf Leinwand. Scheffelt Privatstiftung, Foto: Andrea Veneri

Die Kuratorin Alice Cazzola führt durch die Ausstellung Max Liebermann. Ein Impressionist aus Berlin.

Das Museum Casa di Goethe präsentiert die erste umfassende Retrospektive Max Liebermanns in Italien und rekonstruiert anhand ikonischer Bilder die zentralen Phasen seines Œuvres. Sie führt von Liebermanns Berliner Stadtansichten über Holland bis nach Italien, präsentiert seine Familienbildnisse und Porträts berühmter Zeitgenoss*innen, dokumentiert seine Auseinandersetzung mit Goethe und endet mit den Gartenbildern seines Sommerhauses am Wannsee.

Im Zentrum der Führung stehen Liebermanns Reisen und Wirken in Italien – ein bislang vernachlässigter Aspekt seines Schaffens, der erstmalig durch das Ausstellungsprojekt in Kooperation mit der Liebermann-Villa am Wannsee thematisiert wird. Denn neben zahlreichen Aufenthalten in Frankreich und den Niederlanden fuhr Liebermann auch ins Königreich Italien, wo mehrere Werke und Kontakte mit der lokalen Kunstszene entstanden.

Voranmeldung: prenotazioni@casadigoethe.it

Eintritt: 3,- €

Bildnachweis: Max Liebermann, Corso auf dem Monte Pincio, 1911, Öl auf Leinwand, Privatsammlung © Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V. Foto: Thomas Lingens