Grußwort des neuen Direktors

 

Gregor H. Lersch Foto: Giorgio Benni

Liebe Freundinnen und Freunde der Casa di Goethe,
 
ich möchte mich als neuer Direktor der Casa di Goethe vorstellen und Sie vor allem nach der schwierigen Zeit der Covid-Pandemie einladen, auch wieder persönlich in das Haus am Corso zu kommen.
 
Seit kurzem bin ich nun in Rom angelangt – also ungefähr 235 1/2 Jahre nach Johann Wolfgang von Goethe – und ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe an diesem besonderen Ort. Ich komme aus Berlin nach Rom, wo ich in den vergangenen Jahren als Kurator und Ausstellungsleiter am Jüdischen Museum aktiv war. Das Konzipieren und Realisieren von Ausstellungen hat mich in den letzten etwa zwanzig Jahren vom Berliner Ausstellungshaus Gropius-Bau, dem Startpunkt meiner beruflichen Karriere, an Orte wie Paris, Madrid, Yokohama, aber auch nach Turin geführt. Einer meiner thematischen Schwerpunkte ist die Kunst des 20. und des 21. Jahrhunderts, die ich auch als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kunst und Kunsttheorie der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt a. d. Oder gelehrt habe.
 
Italien ist mir seit vielen Jahren aus ganz unterschiedlichen Perspektiven sehr vertraut, nicht zuletzt da meine Frau aus Italien stammt und sich auch meine beiden Töchter ganz selbstverständlich zwischen den beiden Kulturen und Sprachen bewegen. Das deutsch-italienische Verhältnis ist in den letzten Jahren sehr komplex geworden und hat viele Risse bekommen. Die Casa di Goethe als literarischer Erinnerungsort bietet sich hervorragend an, um hier die Sichtweise des jeweils anderen besser zu verstehen und am Beispiel von Literatur und Kunst zu hinterfragen. Ausgehend von Goethes Aufenthalt in Rom möchte ich in Zukunft hier vermitteln, dass sich Kulturräume immer aus übernationalen Einflüssen zusammengesetzt haben und auch heute zusammensetzen. Insbesondere in Zeiten von aufkommenden nationalen populistischen Bewegungen in Europa und eines brutalen und die Gesellschaften spaltenden Krieges ist es mir besonders wichtig, die verbindenden Elemente der Identitäten in Europa hervorzuheben und gleichzeitig zu hinterfragen.
 
Meiner Vorgängerin Maria Gazzetti und dem Team des Museums bin ich sehr dankbar, dass Sie mich so freundlich in die neue Aufgabe eingeführt haben und ich werde an vieles Positive ihrer Arbeit an der Casa di Goethe anknüpfen.
 
Die erste Veranstaltung nach langer Pause findet am Abend 16. Mai statt. In den kommenden Tagen senden wir Ihnen weitere Informationen dazu. Ich freue mich, Sie bald vor Ort persönlich begrüßen und kennenlernen zu dürfen.
 
Es grüßt Sie herzlich aus der Via del Corso 18,
Ihr
Gregor H. Lersch