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Gut zu wissen

Direktor des Goethe-Hauses in Rom beginnt sein Amt

Der Wunsch nach Veränderung

Von Anna Mertens (KNA) 11.04.2022 11:22

Rom (KNA) – Gregor H. Lersch (43) ist neuer Direktor der Casa di Goethe, dem Goethe-Haus in Rom. Anfang April hat der aus Berlin kommende Kulturwissenschaftler die Leitung des kleinen Museums unweit der Piazza del Popolo übernommen. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erzählt er, was er sich vorgenommen hat und was das Museum so besonders macht.

KNA: Herr Lersch, die Casa di Goethe ist das einzige deutsche Museum im Ausland – wie erklärt sich der Superlativ?

Gregor H. Lersch: Es ist tatsächlich das einzige von öffentlichem Geld finanzierte Museum außerhalb von Deutschland. Die Finanzierung läuft über die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Diese Konstruktion gibt es sonst nirgendwo. Das macht es so besonders.

KNA: Verspüren Sie dadurch einen besonderen Erwartungsdruck?

Lersch: Den Erwartungsdruck gibt es wenn in Deutschland, weniger in Italien und vor allem in Rom. Hier sind wir ein kleines und spezifisches Museum. Von daher fühle ich die Herausforderung, den Ort innerhalb der lokalen Kulturlandschaft weiterzuentwickeln, und will abgesehen von den deutschen Touristen auch das italienische und junge Publikum ansprechen.

KNA: Wer ist der klassische Besucher?

Lersch: Es gibt täglich Personen, die auf den Spuren von Goethes italienischer Reise das Haus besuchen, sowie Kulturinteressierte aus aller Welt. Und es gibt es Schulklassen – aus Italien und Deutschland – , die jetzt nach Corona endlich wiederkommen. Vor allem die kleinen Häuser haben unter der Pandemie sehr gelitten. Unsere zentrale Lage hilft uns, aber wir befinden uns im ersten Stock und müssen die Besucher hineinlocken.

KNA: Die Casa di Goethe feiert in diesem Jahr 25-Jahr-Jubiläum. Was zeichnet das Museum aus?

Lersch: Der Besucher kann hier in die Zeit von Goethe und in die deutsche „Italiensehnsucht“ eintauchen, dazu Werke der Maler Johann Tischbein, Johann Georg Schütz, Johann Friedrich Bury und anderer sehen. Von 1786 bis 1788 lebten sie hier zusammen in einer Art Wohngemeinschaft. Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm geht darüber hinaus und beschäftigt sich mit Kunst und Literatur bis in die Gegenwart.

KNA: Was hat sich in den 25 Jahren verändert?

Lersch: Die größte Veränderung war sicher, dass 2012 eine weitere Etage ergänzt wurde, in der das Museum die Bibliothek des Deutschen Künstlervereins bewahrt und erforscht. Zudem wächst die Sammlung stetig, wir kaufen an und erhalten Schenkungen. Ansonsten hat sich die Dauerausstellung seit 1997 nicht grundlegend weiterentwickelt. Ich sehe es als große Aufgabe, diese in den kommenden Jahren zu verändern, durch neue Fragestellungen und mehr Bezug zur Gegenwart.

KNA: Ihre Vorgängerin Maria Gazzetti war beinahe zehn Jahre Direktorin, was wollen Sie weiterführen, was verändern?

Lersch: Ich knüpfe an vieles an. Mir ist es ein großes Anliegen, das deutsch-italienische Verhältnis zu spiegeln, also auch italienische Literaten und Künstler einzubeziehen, ein Schwerpunkt wird die Kunst des 20. Jahrhunderts sein. Und im Oktober eröffnet eine Ausstellung mit zeitgenössischen Künstlern aus Italien und Deutschland mit dem Thema „Der Blick auf den Anderen“, das ist ein sehr wichtiger Aspekt für mich.

KNA: Was ist Ihre persönliche Beziehung zu Italien?

Lersch: In erster Linie ist sie privater Natur. Meine Frau ist Italienerin und wir haben Familie hier. Italien als Land, aber vor allem die deutsch-italienischen Beziehungen sind sehr komplex geworden in den vergangenen Jahrzehnten. Das Verhältnis hat durch nationale und europäische Krisen und die diversen populistischen Bewegungen Risse bekommen – Italien ist nicht nur „das Land, wo die Zitronen blühen“.

KNA: Und was ist ihre Beziehung zu Goethe?

Lersch: Die ist zwiegespalten. Wie viele habe ich Goethe in der Schule gelesen. Da war ich erstmal nicht angesprochen. Später bin ich durch das Theater und Faust-Inszenierungen Goethe-begeistert worden. Dort hat mich zunächst seine Auseinandersetzung mit dem Dunklen, dem Bösen fasziniert. Das Werk ist unglaublich reich, bis hin zu Naturwissenschaften und dem Interesse am Orient – und vor allem: Das meiste hat auch heute Relevanz.

KNA: Sie kommen aus Berlin, haben dort am Jüdischen Museum als Kurator gearbeitet. Welche Erfahrungen bringen Sie nach Rom mit?

Lersch: Dass sich Kultur immer aus ganz vielen Elementen zusammensetzt und diverse, komplexe Einflüsse Gesellschaften formen – das trifft ja in gewisser Weise auch auf den Einfluss Italiens auf die deutsche Kultur zu. Zudem eine Sensibilität für die Relevanz in der Gegenwart und das Erbe des 20. Jahrhunderts. So ist es wichtig für mich, in die Dauerausstellung zu integrieren, dass in diesem Haus von der Portiersfamilie während der deutschen Besatzung ein Jude versteckt wurde.

KNA: Was ist der Zeithorizont für Ihre Arbeit hier?

Lersch: Ich habe mir vorgenommen, dass man bereits in den kommenden zwölf Monaten sieht, dass das Museumsprogramm und die Dauerausstellung um neue Fragestellungen ergänzt wurden. Das ist sehr wichtig nach Corona.

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Verena von Koskull aus Brandenburg

Stipendiatin in Rom vom 8. Februar bis zum 3. April 2022 mit dem Projekt

Übersetzung von Nicola Lagioia: La città dei vivi (btb Verlag München)

In kaum einer anderen Stadt liegen zeitlose Schönheit und Untiefen des Menschlichen so dicht beieinander wie in Rom. Die Metropole, deren Gründungsmythos mit einem Brudermord beginnt, ist Bühne, Protagonistin und schwarze Seele von Nicola Lagioias preisgekröntem Roman La città dei vivi. Mit chronologischer Präzision rollt er ein absurdes Gewaltverbrechen auf, das Jugendliche aus dem bürgerlichen Milieu 2016 begangen haben. Auf der Suche nach dem unerklärlichen Mordmotiv ergründet er die feine volatile Linie zwischen Licht und Schatten, die nicht nur das Leben dieser Stadt durchzieht, sondern in uns allen existiert.

Der römische Aufenthalt erlaubt mir, La città dei vivi im Herzen des Geschehens zu übersetzen. Ich kann der minutiösen Spurensuche des Autors folgen, um dem eigenartigen „Phänomen von Glanz und Grausamkeit der Ewigen Stadt“ nahezukommen.

Verena von Koskull
© Verena von Koskull

Verena von Koskull, Jahrgang 1970, studierte Italienisch und Englisch für Übersetzer sowie Kunstgeschichte in Berlin und Bologna. Nach mehrjähriger Verlagstätigkeit in Rom und Berlin machte sie sich 2002 als Literaturübersetzerin selbstständig. Sie übersetzte u.a. Romane von Gianrico Carofiglio, Carlo Levi und Antonio Scurati. 2020 wurde ihre Übersetzung von Edoardo Albinatis Die katholische Schule mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis ausgezeichnet.


IM GESPRÄCH MIT MARIA GAZZETTI

Über Aktivitäten und Kuriosa des einzigen deutschen Museums im Ausland. Wir plaudern mit der Direktorin, die sich am Ende ihrer siebenjährigen Amtszeit befindet

Von Sandra Paoli 19. Januar 2022

In der Via del Corso, nur einen Häuserblock von der Piazza del Popolo entfernt, steht ein schöner, unauffälliger Palazzo. Wolfgang Goethe bewohnte eine Wohnung in diesem Gebäude während seines römischen Aufenthaltes. Es war der längste und fruchtbarste Aufenthalt auf seiner knapp zweijährigen „Italienischen Reise“, die von September 1786 bis Mitte 1788 dauerte. Heute befindet sich hier die Casa di Goethe, das einzige deutsche Museum im Ausland und eine lebendige Kultureinrichtung, in der Ausstellungen, Begegnungen und Debatten stattfinden. Seit der Gründung 1997 ist die Bandbreite an Initiativen und Veranstaltungen stetig gewachsen. Insbesondere in den letzten Jahren entwickelte sich das Haus zu einem dynamischen und bekannten Treffpunkt in der Kulturszene der italienischen Hauptstadt. Das ist Maria Gazzetti zu verdanken, die das Goethe-Haus seit 2013 leitet.

Gazzetti hat ein halbes Leben in Deutschland verbracht, wo sie studierte und in führenden Positionen tätig war. Nun ist sie am Ende ihrer römischen Amtszeit angelangt, sieben intensive Jahre. Die Direktorin zieht in diesem langen Gespräch eine positive Bilanz.

Deutsche Kultur ist in Rom gut vertreten. In der Hauptstadt gibt es gleich mehrere deutsche Kultureinrichtungen. Was unterscheidet das Goethe-Haus von anderen Einrichtungen?

In Rom gibt es sieben deutsche Kultureinrichtungen, das Österreichische Institut nicht mitgerechnet. Die Casa di Goethe ist ein „Dichterhaus-Museum“: Es ist ein kleines Museum, als deutsches Museum einzigartig, nicht nur, weil es sich in Italien befindet. Es wird gänzlich vom deutschen Staat finanziert und ist auch in administrativer Hinsicht eine einzigartige Einrichtung.

Es war die Bleibe des Autors der „Italienische(n) Reise“…

Von der universellen Bedeutung des Autors mal abgesehen, dieser fantastische Reisebericht ist von grundlegender Bedeutung für die kulturelle Identifikation der Deutschen. Die Casa di Goethe beleuchtet mit einer breit angelegten Kulturarbeit das Thema Goethe und knüpft an die Tradition der berühmten Italiensehnsucht an. In der Hinsicht unterscheidet sie sich von anderen deutschen Kultureinrichtungen. Es ist ein Museum der deutschen Italiennostalgie.

Dazu fällt mir der Film „Go Trabi Go“ von Peter Timm ein, in dem die Darsteller durch Italien reisen, während sie genau dieses Buch lesen…

Ja, nach Goethe hatten die Deutschen das Problem – und ich sage das nicht ohne Ironie -, dass sie ohne Goethe nicht mehr nach Italien fahren konnten! In diesem Zusammenhang sei auf das kürzlich erschienene Buch von Golo Maurer, „Heimreisen“, hingewiesen. Es hat den Verdienst, eine enzyklopädische Ordnung in die unzähligen Italienreisen nach Goethe zu bringen.

Unser Museum setzt genau an diesem Punkt an: Es geht von der Idee aus, die Erinnerung an diese Reise, an dieses Buch, zu bewahren und zu pflegen. Aber nicht nur. Denn die Casa di Goethe, auch wenn die Einrichtung relativ klein ist, beschreitet unterschiedlichste Wege der Kulturarbeit. Wir sind kein Museum, das die historischen Räume rekonstruiert hat. Das war auch nicht Sinn der Sache. Hier befand sich ein Gästehaus, in dem sich Goethe, Tischbein und andere deutsche Künstler einmieteten. Wir sahen es also nicht als gegeben, ein Goethe-Zimmer mit originalen Gegenständen nachzustellen. Wir wollten vielmehr die Geschichte eines Phänomens erzählen, das bis heute andauert. Es ist ein Museum mit einer Bildersammlung aus der Goethezeit. Wir erzählen von seinem Aufenthalt, wir erweitern unsere Kunstbestände, Landschaftsdarstellungen und vor allem Zeichnungen der Grand Tour. Ein Teil ist der Dauerausstellung über die „Italienische Reise“ gewidmet, ein anderer – vier Räume – den Wechselausstellungen. Unsere Aufgabe diversifiziert sich also. Wir behandeln eine Spanne, die von Klassikern wie Lady Hamilton über den „Protestantischen Friedhof“ bis hin zu Aspekten der Grand Tour und der Gegenwart reicht. In unserer vorletzten Ausstellung zu Piranesi haben wir mit zeitgenössischen Künstlern zusammengearbeitet, immer mit der Frage: „Was bedeutet die Italienische Reise HEUTE für Schriftsteller und Künstler?“ Wir haben auch ein Stipendienprogramm, wir besitzen eine historische Bibliothek der „Deutsche Künstler in Rom“, wir veranstalten Buchpräsentationen und Lesungen. Kurzum, es gibt ein sehr breites Spektrum an Veranstaltungen, Präsentationen, Begegnungen, Debatten auch politischer Art und zu den deutsch-italienischen Beziehungen. Diese live Veranstaltungen mussten leider wegen der Pandemie ausgesetzt werden, da unsere Räumlichkeiten zu klein sind. Ich hoffe, dass sie bald wieder aufgenommen werden.

Sie werden sicherlich wie alle Kulturbetriebe über die negativen Folgen der Pandemie resümiert haben. Aber auch darüber, dass ein Umdenken stattfinden muss, damit die Veranstaltungen in anderer Form wieder abgehalten werden können. Das betrifft sowohl diese als auch die postpandemische Phase.

Im Moment mache ich mir mehr Sorgen über die langfristigen Einschränkungen, die den gesamten Kulturbetrieb zum Erlahmen bringen. Natürlich haben wir, wie andere Kultureinrichtungen auch, die Zeit genutzt, die sich erst durch die Absage und dann anschließenden Reduzierung der Veranstaltungen bot. Glücklicherweise hatten wir auch Monate, in denen viele Besucher kamen, in denen es recht lebhaft zuging, weil die Leute das versäumte Kulturangebot nachholen wollten. Wir wurden von vielen Schulen, Jugendlichen und Touristen besucht. Wir haben unseren Internetauftritt mit einer neuen Homepage verbessert, unsere wir haben den online-Katalog unserer Bibliothek revisioniert und unsere gesamte Sammlung digitalisiert, ein Projekt, das was wir der Kooperation mit der Bibliotheca Hertziana verdanken. Auch über die Website der Bibliotheca Hertziana, die einen sehr viel größeren Benutzerkreis hat, können nun unsere digitalisierten Werke gefunden und studiert werden. Unser kleines Haus hätte das alleine weder technisch noch finanziell stemmen können. Diese Zusammenarbeit war also sehr wertvoll, wie andere auch. Das sind wichtige Arbeiten, die wir aufgrund der Unterbrechung der sonstigen Veranstaltungen vor allem im ersten Jahr der Pandemie verbuchen konnten.

Doch jetzt im zweiten Pandemiejahr sind die Kontaktbeschränkungen eher eine Bremse, nicht zuletzt, weil wir herausfinden müssen, ob das Publikum, das wir online mobilisieren konnten, uns auch in Zukunft in Präsenz die Stange halten wird. Zwei Jahre sind eine lange Zeit. Wir wissen, dass es in Zukunft wieder live Begegnungen geben wird, aber unsere Veranstaltungen werden nicht mehr nur von Angesicht zu Angesicht stattfinden: Es ist klar, dass in Zukunft die meisten Veranstaltungen gestreamt werden. Wenn wir uns diese früher überhaupt nur live leisten konnten und wir gerade die charakteristische Atmosphäre des Literatursalons suchten (die wird es weiterhin auch geben, es gibt Leute, die das brauchen, und wir werden an dieser Tradition festhalten), dann muss unser Haus zukünftig zusätzlich live Stream bieten. Dies bedeutet 50 Prozent höhere Kosten (es ist leicht gesagt online, streaming, etc.). Wenn ein Vortrag oder eine Lesung mit zwei Personen auf dem Podium, von denen eine aus Deutschland kommt, früher tausend Euro gekostet hat (Anreise, Unterkunft und Honorar), so kann die gleiche Veranstaltung im Streaming bis zu dreitausend Euro kosten! Es besteht die Gefahr, dass der Gastautor oder Referent umsonst arbeiten muss, er keinen Euro mehr erhält, weil das Geld in die Technik fließt. Das fände ich nicht gut und nicht fair. Außerdem sind unsere Räumlichkeiten begrenzt: Wo sollen wir Techniker und Geräte unterbringen?

Im vergangenen Jahr hatte ich das Glück, mit den Direktoren der Villa Massimo, des Goethe-Instituts und des Italienischen Instituts für Germanistik zusammenzuarbeiten. Wir haben unsere Kompetenzen gebündelt wie zum Beispiel beim Deutsch-Italienischen-Übersetzerpreis, bei dem alle vier Institutionen zusammentraten, was vorher noch nie der Fall war. Auch dies ist vielleicht eine Folge der Pandemie. Die Institute, die Platz im Freien oder einen Garten haben, stellten diesen zur Verfügung und wir veranstalteten dort unsere Treffen.

Wir sagten uns: „Übersetzer verbringen ihr Leben in Einsamkeit vor dem Computer. Wenn wir eine Tagung machen, wollen wir, dass sich die Übersetzer live begegnen“. Wir konnten das im Juli realisieren, als die Pandemie eine Atempause gewährte. Das Goethe-Haus hat anschließend eine Begegnung mit dem Schriftsteller Thomas Brussig zum Thema Mauerfall im Goethe-Institut veranstaltet; Brussig war im Oktober unser Stipendiat. Dann habe ich zusammen mit der Villa Massimo das Buch von Golo Maurer vorgestellt. Das sind einige der erfolgreichen Kooperationen, die aus der Pandemie-Situation entstanden sind. Ich hoffe, ja ich bin mir sicher, dass solche Projekte fortgesetzt werden.

Sie ziehen also eine durchaus positive Bilanz dieser Synergieerfahrungen zwischen den verschiedenen deutschen Institutionen, wobei die Casa di Goethe ihr ursprüngliches Profil nicht aufgeben muss?

Die Casa di Goethe wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Wir sind eine relativ junge Einrichtung, zumindest jünger als die anderen deutschen Institute in Rom. Die Villa Massimo ist über hundert Jahre alt, das Goethe-Institut ist über sechzig bis siebzig Jahre alt, das Institut für Germanistik über neunzig, glaube ich. Bei der Einweihung hieß es: „Warum ein Goethe-Haus? Es soll keine Konkurrenz zur Villa Massimo oder zum Goethe-Institut sein!“ Diese Sorge hat sich nicht bewahrheitet. Wir sind in erster Linie ein Museum mit Kunstwerken, mit einer Sammlung, mit Ausstellungen. Wir sind auch eine Plattform für Deutsche, die eine Ausstellung in Rom mit einem inhaltlichen Bezug zu unserem Thema machen wollen.

Als Sie die Leitung des Hauses übernahmen, begannen Sie, die Veranstaltungen zweisprachig zu organisieren, auf Italienisch und auf Deutsch: An welches Publikum dachten Sie dabei? An wen richtet sich das Goethe-Haus?

Zu Beginn waren Veranstaltungen wie Buchpräsentationen kein wichtiger Aspekt der Museumsarbeit. Ich habe die Anzahl an Events, an Treffen und Debatten vermehrt. Das war möglich, weil mehr Platz zur Verfügung stand. Im Jahr 2012 wurde die Casa di Goethe um eine Wohnung im zweiten Stock erweitert. Sie besteht aus einer Bibliothek, einem Tagungsraum und einem Gästezimmer für Stipendiaten, so dass es mehr Platz für Tagungen gibt. Ich wollte nicht, dass sie nur auf Deutsch stattfinden, denn dann wären sie nur an eine „Deutsche Gemeinde“ in Rom gerichtet. Die interessiert sich vielleicht eher für eine Lesung von einem berühmten Schriftsteller aus Deutschland wie Martin Walser oder Daniel Kehlmann. Ich wollte auch die Italiener anlocken und sie neugierig machen, auch diejenigen, die sich nicht besonders für Germanistik interessieren. Wenn ich ein Buch vorstelle, zum Beispiel über den Einfluss italienischer Architektur auf das preußische Berlin, wird das auch den italienischen oder römischen Architekten interessieren, oder?

Sie sprechen von Lesung, ein Wort, das man nicht ins Italienische übersetzen kann …

Die Lesung ist eine feste Gattung in Deutschland, ein kultureller, geradezu heiliger Event. Es gestaltet sich als Ritual: der Autor liest, man will die Stimme des Autors hören, man will die Lesung hören. Die Deutschen gehen dorthin, sie nehmen Platz, sie sind konzentriert, sie achten auf jedes Wort und auf die Stimme des Autors, sie verfolgen den Text. In Italien ist das anders. Da wird sich in den Reihen unterhalten, da wird diskutiert. In Italien herrscht eine gewisse Ungeduld: „Warum muss ich mir diese Passage aus dem Buch anhören? Ich werde es selbst lesen!“ Hier in Italien muss die Buchdebatte lebhafter geführt werden. Es muss auch gesagt sein, dass das italienische Publikum sehr gut vorbereitet ist und sehr sachdienliche und interessante Fragen stellt, auch wenn sie manchmal etwas lang sind. Aber es gibt auch oft Ablenkungen: Der Autor spricht und die Zuhörer, sogar die in der ersten Reihe, darunter Professoren oder Kollegen, schauen auf ihre Handys, beantworten E-Mails, das Mikrofon wird gestört. Ich war zunächst etwas verblüfft. Wissen Sie, ich habe 20 Jahre lang in Deutschland im Literaturhaus gearbeitet, die Organisation von Buchpräsentationen war der Schwerpunkt meiner Arbeit. Dann habe ich mich langsam daran gewöhnt. In Deutschland ist es mit einer Buchvorstellung wie mit einem Kino- oder Theaterbesuch: Man nimmt sich Zeit: „Heute Abend gehe ich um acht Uhr dorthin, um zehn Uhr bin ich wieder zu Hause. Oder ich gehe danach mit Freunden essen oder setze mich mit dem Autor an den Tisch. Hier nicht. Hier muss man früh mit den Präsentationen beginnen, um 18 Uhr, denn – zumindest der Römer – hat am Abend vier Termine: den Aperitif, die Buchpräsentation, das Abendessen und dann wieder den Freund.

Zu viele Dinge…

Stimmt, aber es stimmt auch, dass die Deutschen ein bisschen zu viel herumsitzen. Die Italiener sind neugieriger, ungeduldiger, schneller, sie „legen viel Fleisch ins Feuer“ (A.d.R. engagieren sich).

Was ist mit den Deutschen, die in Italien, in Rom, leben? Friedrich Noack, dem Sie eine sehr schöne Ausstellung gewidmet haben, hat die jahrhundertlange Präsenz der Deutschen in Rom untersucht und ihre bemerkenswerte Integration hervorgehoben. Und heute? Handelt es sich um eine Gemeinschaft, die mit der Stadt kommuniziert und interagiert, oder ist sie eher für sich? Ich spreche vor allem von Intellektuellen, Künstlern, Kulturschaffenden.

Das ist schwer zu beantworten, auch weil man den Begriff „Deutsche Intellektuelle in Rom“ definieren muss. Es gibt eine konsistente Gruppe von „Intellektuellen“, ich meine hier Direktoren von Kultureinrichtungen wie der Adenauer-Stiftung, der Bibliotheca Hertziana, des Deutschen Historischen Instituts oder der Deutschen Schule. Sie alle scheinen mir sehr damit beschäftigt, ihre Institute zu leiten, wobei sie eine Art Doppelleben zwischen Deutschland und Rom führen. Die persönliche Beziehung dieser deutschen Direktoren oder Angestellten zu Italien gehört ganz ihrer Privatsphäre an. Ich persönlich sehe keinen großen Austausch zwischen italienischen und deutschen Intellektuellen – lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Kommen wir zu den allgemeinen kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien. Das deutsche Kulturleben fand in den 1980er und 1990er Jahren – ich denke da an Heinrich Böll, Christa Wolf, Günter Grass, Wim Wenders oder das Neue deutsche Kino – ein beachtliches Echo in Italien, während heute von diesem Ferment keine Spur mehr vorhanden zu sein scheint. Liegt das nicht daran, dass die deutsche Kultur sich heute stärker dem angelsächsischen Raum zuwendet, unter deren Regeln und Hegemonie sie leidet?

In der deutschen Mediendiskussion – man denke nur an die Talkshows zum Thema der Pandemie – findet man die Wortmeldungen eines Giorgio Agamben oder eines Massimo Cacciari wieder. Italienische Stimmen sind in den deutschen Zeitungen und Medien oft präsent, aber umgekehrt ist das nicht der Fall. Abgesehen von Habermas gibt es keine Deutschen, die die Debatten anregen. Es gibt keine Symbolfiguren mehr wie noch vor zehn oder zwanzig Jahren, Persönlichkeiten wie Günter Grass oder Christa Wolf.

Vor Rom haben Sie in München gelebt und davor, bis vor etwa zehn Jahren, in Frankfurt, wo Sie als erste Nicht-Deutsche das Literaturhaus in Frankfurt leiteten. Frankfurt ist vor allem als Sitz der Europäischen Zentralbank und als wichtiges Finanz- und Wirtschaftszentrum bekannt. Wenn man an Frankfurt denkt, kommt einem nicht als erstes die Kultur in den Sinn, obgleich führende Zeitungen wie die FAZ und die Frankfurter Rundschau dort ihren Redaktionssitz haben, und natürlich wegen der Buchmesse…

Frankfurt hat die Auswirkungen des Mauerfalls sicherlich zu spüren bekommen. Viele Journalisten, Schriftsteller, Übersetzer, Redakteure sind nach Berlin gezogen. Dennoch bleiben wichtige Verlage in Frankfurt wie zum Beispiel Fischer. Es gibt kleine, sehr aktive Verlage, es gibt Journalisten, Übersetzer, es gibt Theater, sogar Avantgarde-Theater, es gibt ein fantastisches Opernhaus. Berlin hatte eine große Anziehungskraft für Schriftsteller, vor allem für junge, aber in Frankfurt bleiben die Verlage und das Geld. In Frankfurt verdient ein Schriftsteller Geld, präsentiert Bücher, ein Künstler hat hier Galerien.

Die Tatsache, dass es Zentrum der Hochfinanz ist, wirkt sich also nicht negativ auf die Kultur aus, im Gegenteil. Denn auch Banken, Unternehmen und die Menschen, die dort arbeiten, brauchen Kultur. Mario Draghi, als er an der Spitze der EZB stand, kam beispielsweise zu unseren Buchpräsentationen, ebenso wie sein Vorgänger Jean-Claude Trichet, und sie kehrten im Restaurant des Literaturhauses ein. Frankfurt hat den Ruf, die Stadt der Banker zu sein. Es ist eine Stadt, in der man etwas über die mögliche Synergie von Kunst und Kapital erfahren und lernen kann.

Fördert die Buchmesse nur etablierte Verlage, Autoren und Schriftsteller, oder spielt sie auch eine wichtige Rolle für kleine Verlage, für unbekannte Dichter und Schriftsteller?

Die Frankfurter Messe ist und bleibt ein sehr wichtiges Kulturereignis. Es gibt große und kleine Verleger, man trifft sich, man nutzt den persönlichen Austausch. Für Verlage und Literaturagenten ist ein Moment des Handels, des Kaufs und Verkaufs von Rechten. Es ist wichtig für einen Verlag, vor Ort zu sein, selbst wenn es sich nur um einen kleinen Verlag handelt. Es ist und bleibt Frankfurt. Auch wenn die Pandemie der Messe einen schweren Schlag versetzt hat.

Wie unterscheidet sie sich von der Leipziger Messe?

Die Leipziger Messe, die im März stattfindet – die Frankfurter Messe findet im Oktober statt – hat sich als Messe für Buchpräsentationen und Autorenbegegnungen, die über die gesamte Stadt verteilt stattfinden, etabliert. Sie ist die Messe der Literaturhäuser. Sie ist wichtig für Kontakte mit Osteuropa. Auf der Frankfurter Messe hingegen liegt der Schwerpunkt auf dem Verkauf und Kauf von Rechten und den internationalen Kontakten, abgesehen von den Begegnungsmöglichkeiten und der Präsenz der großen Verlage. Die Pandemie hat den Kulturgenuss verändert. Das Problem ist, dass das auch die Messen betreffen wird. Es ist bereits üblich, Rechte online zu verkaufen. Bis vor zwei Jahren sagte der Verleger: „Ich erhalte das Manuskript online, ich lese es vor der Messe, aber am Messedienstag komme ich nach Frankfurt, spreche mit dem anderen Verlag und wir entscheiden über den Kauf.“ Der endgültige Vertrag wurde live „per Handschlag“ geschlossen. Trotz Digitalisierung war das bisher immer noch die Rolle von Frankfurt. Nun stellt sich die Frage: Wenn alle Abläufe digitalisiert werden, wird dann auch die live Kommunikation ersetzt? Das wissen wir nicht. Wenn die Verleger sehen, dass das Geschäft genauso gut funktioniert, dann besteht diese Gefahr: Die Digitalisierung ist eine Chance, aber sie macht den Menschen überflüssig. Und in dieser Hinsicht hat die Frankfurter Messe, die die größte und wichtigste ist, viel zu verlieren. Die Messe von Turin zum Beispiel, die eher mit der Leipziger Messe vergleichbar ist, war bei der letzten Edition ein Erfolg, weil sie mehr auf persönliche Begegnungen, Debatten und Buchpräsentationen setzte, ein Element, der auch in Leipzig im Vordergrund steht. Es gab durchaus Momente der Euphorie in Turin 2021. In Frankfurt hingegen herrschte keine euphorische Stimmung, da die Sorge vor Ansteckung überwog. Der Unterschied zu früher war deutlich zu spüren. Die Verleger werden sich also überlegen, ob sie das Geld für einen Stand dort zukünftig ausgeben wollen.

Apropos live Kommunikation und live Veranstaltungen: Was konnten Sie hinsichtlich des jungen Publikums nach dem Lockdown feststellen?

Wir hatten verschiedene Schulen zu Besuch, sogar mehr als sonst, vielleicht weil die Lehrer aktiver waren. Es bestand mehr Drang, die Klassenräume zu verlassen, wieder etwas zu sehen. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Intervall insgesamt mehr gelesen wurde, aber ich kann nicht sagen, ob das auch die Jugend betrifft. Mein Eindruck ist, dass die Schüler immer weniger wissen und lesen. Schüler humanistischer Gymnasien kennen Goethe oder Brecht nicht. Aber ich muss hinzufügen, dass die italienischen Schüler doch insgesamt mehr über die Klassiker wissen als die deutschen Schüler. Manch italienischer Student oder Schüler hat sogar Faust oder Die Wahlverwandtschaften gelesen, aber es kann passieren, dass ein deutscher Schüler, der das Museum besichtigt, nicht Faust nicht gelesen hat. Meine deutschen Mitarbeiter sind bei den Führungen immer sehr angenehm überrascht, wie gut die humanistische Ausbildung an den italienischen Schulen ist. Das ist ein positiver Aspekt in Italien (…).

Kommen wir zum heutigen Deutschland: Wie hat es sich unter dem wachsenden Multikulturalismus verändert?

Ich bin ein Beispiel für diesen Wandel. Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, als ich nach Italien kam, um das Goethe-Haus zu leiten. Jetzt habe ich beide – aber erst nachdem ich meine gesamte Ausbildung und berufliche Laufbahn in Deutschland als Italienerin mit einem italienischen Pass absolviert habe. Denken Sie an die vielen Schriftsteller aus der Türkei, aus Afrika, aus dem Iran, aus Polen, an die Kinder von Einwanderern, die auf Deutsch schreiben und Literaturpreise gewonnen haben, die den deutschen Schriftstellern ebenbürtig sind.

Emine Sevgi Özdamar ist ein Beispiel…

Gewiss, und ihr Name bringt uns zur großen türkischen Gemeinde in Deutschland. Und zu den jüngsten Einwanderern aus dem Nahen Osten, um deren Integration man bemüht ist und vor dessen Scheitern man Angst hat. Auch weil die Rechte und die Antipolitik drohen. Das ist ein europäisches Problem, nicht nur ein deutsches. Aber derartige Phänomene lassen in Deutschland natürlich aufhorchen. Man geht sogar so weit, von einer „Gefährdung der Demokratie“ zu sprechen, wie es der neue Bundeskanzler Scholz formulierte. Deutschland widmet den Themen Einwanderung, Integration und Inklusion daher große Aufmerksamkeit, manchmal sogar ein wenig zu viel, zu rational. Es sollte ein bisschen mehr Bauch sein, oder? Es gibt immer das Problem der Angst, des geringen Vertrauens in die Menschen und den Humanismus. Aus Angst wird immer alles mit Gesetzen und Prinzipien geregelt.

In einem Interview sagten Sie, dass die Kultur in Deutschland viel besser finanziert wird als in Italien. Gilt das auch für die letzten Jahre?

Ganz genau! So hat die scheidende Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, gleich zu Anfang der Pandemie im April 2020 Millionenbeträge zur Unterstützung von Künstlern und Schriftstellern bereitgestellt, die ihr Einkommen verloren hatten. Im April 2020 musste ein deutscher Schriftsteller, ob berühmt oder nicht, nur fünf Einladungen zu einer Buchpräsentation nachweisen (mit einem Honorar von 300 bis 500 Euro) und dass er durch die Pandemie eine finanzielle Einbuße von 3.000 Euro hatte. Drei Tage später hatte er 3.000 Euro auf seinem Konto! Das ist nur ein Beispiel. In Italien wäre das allein deshalb nicht möglich, weil Autoren für Buchpräsentationen kein Honorar erhalten. Die Bundeskulturstiftung hat im vergangenen Jahr weitere vierzig Millionen bekommen, um sie auf Kulturprojekte zu verteilen. In Deutschland war schon in den 2000er Jahren das Literaturhaus in den großen Städten ein Muss, um jeden Preis! Das Literaturhaus wird zu jeweils einem Drittel von der Stadt, vom Land und von Sponsoren finanziert, die der Direktor auftreibt. Das sind Kulturzentren, die die Stadtregierung gerne fördert.

Und gibt das Publikum Geld für die Kulturveranstaltungen der Literaturhäuser aus?

Wer in Italien würde jemals Eintritt für eine Buchpräsentation bezahlen! Im Kulturhaus in Frankfurt zahlt man drei bis fünf Euro Eintritt, Mitglieder die Hälfte. Ob Kultur kostenlos sein sollte, ist Ansichtssache. Die Gebühren sollten differenziert sein. Die Dauerausstellung kann kostenlos sein, aber für die Wechselausstellung ist zu zahlen. Es kann Studentenermäßigung geben oder Freikarten für Kinder und Jugendliche bis zu einem bestimmten Alter. Aber ich bin nicht der Meinung, dass alles kostenlos sein sollte.

Übersetzt von Tanja Schultz mit der freundlichen Genehmigung von Ytali.com


Jahresbericht 2021

Jahresbericht 2021

Woher kommt die Italienbegeisterung der Deutschen?

Heimreisen: Goethe, Italien und die Suche der Deutschen nach sich selbst (Rowohlt 2021)

Gespräch mit Golo Maurer

In Kooperation mit der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo

Wo: Villa Massimo, Largo di Villa Massimo 1-2, 00161 Roma

Mittwoch, den 24.11. 2021 um 19.00

Begrüssung: Julia Draganovic
Golo Maurer spricht mit Giovanni Sampaolo
Moderation: Maria Gazzetti
Auf Deutsch mit Simultanübersetzung
Freier Eintritt, nur mit online-Anmeldung und Green Pass 
Live streaming

Keine Frage, erst in Rom regenerierte der von Midlife-Crisis geplagte Weimarer Geheimrat wieder zum Dichter und glücklichen Menschen. Goethes Italienreise war nicht nur der erste deutsche Selbstfindungstrip, er löste eine Italienbegeisterung aus, die bis heute anhält und scheinbar keine politische Couleur hat, noch Alter kennt. Maurer zeigt mit schwungvoll ironischer Feder, wie jene Selbsterfahrung Goethes in Italien für die Generationen nach ihm zum Vorbild wurde, von Fanny Mendelssohn bis Thomas Mann und Ingeborg Bachmann. Im 19. Jahrhundert wurde die Italienliebe gar zum Bestandteil der deutschen Identität: man liebte Italien, identifizierte sich mit Goethe und fühlte sich deutsch. Das verhinderte nicht, dass sich ein überheblicher Unterton in die deutsche Gelehrsamkeit schlich – „man“ kennt sich schließlich aus in Italien. Doch gelten nach wie vor Italienkritiker wie Herder, Gustav Nicolai und zuletzt Rolf Dieter Brinkmann als Tabubrecher. Maurers Fazit: Zur „Heimreise“ kann die Reise in das Land der blühenden Zitronen nur werden, wenn Erfahrungen und Erinnerungen die eigenen sind.

Golo Maurer

Golo Maurer (1971) ist habilitierter Kunsthistoriker und Bibliotheksleiter der Bibliotheca Hertziana in Rom. Zu seinem Kerngebiet der Italientradition und des Italienbildes der Deutschen erschienen gleich mehrere Publikationen wie „Preußen am tarpejischen Felsen – Chronik eines absehbaren Sturzes. Die Geschichte des Deutschen Kapitols in Rom 1817–1918 (2005). 

Giovanni Sampaolo

Ordinarius für Germanistik an der Universität Roma Tre, ausgewiesener Kenner Goethes und der zeitgenössischen österreichischen Literatur, Mitglied der Weimarer Goethe-Gesellschaft.