Die Stipendiatin
mit dem Projekt
Die Literaturwissenschaftlerin Sibylle Benninghoff-Lühl geht im Rahmen ihres Stipendiums an der Casa di Goethe den botanischen Spuren Goethes in Rom nach, Goethe spricht von seinen „botanischen Spekulationen“, wie er sie in dem Text „Italienische Reise“ unter „Rom, den 2. Dezember 1786“ beschreibt:
„ … nun gingen meine botanischen Spekulationen an, denen ich den andern Tag auf einem Spaziergange nach dem Monte Mario, der Villa Melini und Villa Madama weiter nachhing. … Der Erdbeerbaum (arbutus unedo) blüht jetzt wieder, indem seine letzten Früchte reif werden, und so zeigt sich der Orangenbaum mit Blüten, halb und ganz reifen Früchten … Über die Zypresse, den respektabelsten Baum, wenn er recht alt und wohl gewachsen ist, gibt’s genug zu denken. Ehstens werd‘ ich den botanischen Garten besuchen und hoffe, da manches zu erfahren …“ (Zitiert nach J.W Goethe: Italienische Reise, kommentiert von Herbert von Einem, München 2017, S. 146.)
Das Projekt konzentriert sich auf Goethes Beschreibung von Bäumen, Hölzern, Blüten und Blättern. Dabei geht es um eine kultur- und literaturwissenschaftliche Untersuchung von Spuren, die seine tagebuchartige Reisenotizen zwischen Literatur und Botanik auslegt. Seinerseits durch Rom streifend, im Buch der Natur lesend und blätternd, hält der Dichter die Leserin/ den Leser an, über eine Rhetorik der Spurenlese zu reflektieren: seinem speziellen Auflesen und Archivieren von Blüten und Blättern, von literarischen Schnitzeln und Spänen.
In Rom führt das Projekt ausgehend von botanischen Texten auch in konkrete Archive, allen voran in das Herbarium und in den Botanischen Garten. Dabei wird wichtig, was Goethe eigentlich in Augenschein nahm, was er „spekulierte“, wie und was er sammelte. Der inhaltliche Bogen wird zudem von Rom nach Weimar gespannt, wenn das Projekt einen Bezug zur naturkundlichen Sammlung Goethes setzt, vor allem zu seinem Herbarium und zu seiner Holzsammlung /Xylothek.
Sibylle Benninghoff-Lühl © privat
PD Dr. Sibylle Benninghoff-Lühl (* 1954 am Niederrhein) ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Sie war Gastprofessorin an mehreren Universitäten im In- und Ausland, u.a. in Kanada, Thailand und in der Tschechischen Republik.
Ihre gegenwärtigen Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle von Botanik und Literatur sowie im Bereich der Kolonialliteratur und der Zitatforschung.
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